
Die CIVI/CON 2025 hat am 4. September in der Historischen Stadthalle Wuppertal wieder einmal eindrucksvoll gezeigt, was möglich ist, wenn Expert:innen und Experten aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und kommunaler Wirtschaft gemeinsam an einer digitalen Zukunft arbeiten. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr das Leitthema „Digitale Souveränität in Kommunen“ und die Frage, wie Kommunen ihre technologische Handlungsfähigkeit sichern können, während Bund und Länder die dafür nötigen Rahmenbedingungen schaffen.
Der Vormittag
Nach einer herzlichen Begrüßung durch unsere Moderatorin Astrid Frohloff, Markus Hilkenbach (Vorsitzender der Geschäftsführung WSW Wuppertaler Stadtwerke & Vorstandsvorsitzender Civitas Connect) und Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Oberbürgermeister, Stadt Wuppertal) startete die erste Paneldiskussion. Leonhard Kugler (Leiter Geschäftsbereich Open-Source-Plattform, ZenDiS), Olaf Geyer (Partner Arthur D. Little), Christian Pfromm (CDO, Freie und Hansestadt Hamburg) und Dr. Lisa Steigertahl (Direktorin Cloud & KI Public Sector, Deloitte Consulting) disktuierten zum Leitthema der digitalen Souveränität in Kommunen. Pfromm betonte die Notwendigkeit von „praktikablen Schnittstellen und verbindlichen Standards“ und zeigte sich optimistisch: „In 5 Jahren wird der Begriff digitale Souveränität entmystifiziert sein“. Steigertahl verwies auf das erforderliche Bewusstsein über bestehende Abhängigkeiten, um diese aktiv steuern zu können. Geyer unterstrich zuletzt, wie wichtig es sei, digitale Daseinsvorsorge als Chance für neue Geschäftsmodelle zu verstehen, denn „fünf Jahre sind morgen“.
Im Anschluss setzte Thomas Jarzombek (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung) mit seinem Impuls ein starkes Zeichen: „Es ist Zeit für einen Crash-Kurs in digitaler Souveränität“. Jarzombek warnte vor zu viel Komplexität und forderte mehr Vertrauen, klare Service-Level-Vereinbarungen und vor allem mehr Tempo: „Wir müssen den Zug zum Tor erhöhen“. Klar stellte er aber auch: „Verwaltungsdigitalisierung kann nur gemeinsam mit den Kommunen gelingen.“
Ein besonderer Höhepunkt des Vormittags waren die Workshops. Ob beim souveränen Umgang mit Daten im Energiesektor, beim Aufbau digitaler Zwillinge für nachhaltige Stadtentwicklung oder beim Blick in die Zukunft unserer eigenen Urbanen Datenplattform CIVITAS/CORE – die Teilnehmenden erlebten, wie Konzepte in echte Anwendungen überführt werden können. Hier wurde nicht nur über Digitalisierung gesprochen, sondern an ganz konkreten Lösungen gearbeitet, die Kommunen handlungsfähiger und unabhängiger machen.
Parallel zu den Workshops boten spannende Fachvorträge neue Impulse. Von betriebswirtschaftlichen und strategischen Fragen datengetriebener Geschäftsmodelle bis hin zur Zukunft der Künstlichen Intelligenz im öffentlichen Sektor spannten die Beiträge einen weiten thematischen Bogen und gaben den Teilnehmenden wertvolle Denkanstöße für ihre eigene Praxis.
Zwischen den Programmpunkten luden Ausstellung, Kaffeepausen und gemeinsame Mahlzeiten zum Netzwerken ein. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen, eigene Projekte vorzustellen oder Impulse aus anderen Kommunen mitzunehmen. Diese Gespräche machten einmal mehr deutlich, dass die CIVI/CON nicht nur ein Kongress ist, sondern eine lebendige Plattform für eine Gemeinschaft, die wächst und stärker wird.
Der Nachmittag
Am Nachmittag ging es mit inhaltlichen Highlights weiter. Dr. Pierre Gras (Geschäftsbereichsleiter Geokompetenzzentrum, Freie und Hansestadt Hamburg) zeigte am Beispiel Hamburgs, wie Urbane Datenplattformen zur tragenden Säule eines souveränen Datenökosystems werden können, während André Dornbusch-Schwickerath (Leitung Amt für Bodenmanagement und Geoinformation, Stadt Bonn) konkrete Einblicke in Fragen der Wirtschaftlichkeit solcher Plattformen gab.
Mit seinem pointierten Impuls „Zwischen Logomachie und magischem Konzept: Was soll ‚digitale Souveränität‘ sein?“ setzte Stefan Kaufmann (Referent Politik und öffentlicher Sektor, Wikimedia Deutschland) den inhaltlichen Rahmen für das letzte Panel des Tages, indem er davor warnte, sich von „magischen Konzepten“ blenden zu lassen: „Es braucht manchmal langweilige Infrastrukturarbeit“.
Im zweiten Panel des Tages „Digital souverän oder digital abhängig? – Anspruch und Wirklichkeit digitaler Souveränität in Deutschland“ führte Moderator Ulf Buermeyer (Jurist; Politik-Podcast „Lage der Nation“) durch eine lebendige Diskussion. Auf dem Podium trafen mit Dr. Stephan Klein (Geschäftsführer, Governikus ), Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker (Research Director & Founder, cyberintelligence.institute), Peter Ganten (Vorstandsvorsitzender, Open Source Business Alliance) und Eileen O’Sullivan (Stadträtin und Dezernentin für Bürger:innen, Digitales & Internationales, Stadt Frankfurt a.M.) ganz unterschiedliche Perspektiven aufeinander. O´Sullivan brachte es auf den Punkt: „Souveränität bedeutet Gestaltungsspielräume“ und betonte die Wichtigkeit eines grundlegenden Kulturwandels. Einig waren sich die Gäste in dem Resümee, dass Open Source Software in diesem Kontext Sicherheit, Transparenz und Gestaltungsfähigkeit stärkt.
Das Panel machte deutlich: Digitale Souveränität ist keine Randnotiz, sondern Grundlage staatlicher Handlungsfähigkeit. Am Ende stand ein starkes Signal: Die digitale Zukunft darf nicht von Konzernen bestimmt werden, sondern muss mutig von der öffentlichen Hand selbst gestaltet werden.
Das Resümee
Am Ende dieses Tages stand so vor allem ein Gefühl im Raum: Aufbruch. Die CIVI/CON 2025 hat gezeigt, dass digitale Souveränität kein fernes Ziel ist, sondern Schritt für Schritt Realität werden kann, wenn wir Kräfte bündeln und voneinander lernen.
Wir sind dankbar für jede Stimme, jedes Gespräch, jede Idee, die in Wuppertal eingebracht wurde. Ganz besonders möchten wir uns bei allen Teilnehmenden bedanken. Ihr habt diesen Kongress zu einem besonderen Erlebnis gemacht!