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Digitale Identitäten in der Praxis: Civitas Connect beteiligt sich an der Kurzstudie zur EUDI-Wallet

Digitale Identitäten in der Praxis: Civitas Connect beteiligt sich an der Kurzstudie zur EUDI-Wallet

Mit den Städten Osnabrück, Leipzig und Jena sowie unseren Projektpartnern Nortal AG und SPRIND analysieren wir im Rahmen einer neuen NEGZ-Kurzstudie, welche kommunalen Nachweise sich besonders für die Integration in die European Digital Identity Wallet (EUDI Wallet) eignen – und was es braucht, um diese Integration technisch, organisatorisch und strategisch sinnvoll umzusetzen.

Hintergrund: warum diese Kurzstudie?
Bis 2027 verpflichtet die eIDAS-Verordnung alle EU-Mitgliedstaaten dazu, ihren Bürger:innen eine digitale Identitätswallet bereitzustellen. Diese soll nicht nur die Identifikation ermöglichen, sondern digitalisierte Nachweise sicher und interoperabel transportieren – z. B. Meldebescheinigungen, Führerscheine oder Geburtsurkunden.

Auf Kommunen kommt bei der Umsetzung eine Schlüsselrolle zu. Denn: Nur wenn sich Nachweise an bestehende Fachverfahren, Register und Datenplattformen andocken lassen, kann die Wallet echten Mehrwert für Bürger:innen, Verwaltung und lokale Wirtschaft entfalten. Sie müssen somit frühzeitig klären, welche Nachweise betroffen sind, wie diese heute verarbeitet werden und wie sie sich künftig sicher und interoperabel in das Wallet-Ökosystem einbinden lassen.

Auch für kommunale Unternehmen und Stadtwerke ist die Wallet relevant: Sie können bspw. als Akzeptanzstellen (Relying Parties) Nachweise aus der Wallet anfordern, um etwa die Identität eines Kunden zu verifizieren oder andere Attribute zu prüfen oder aber als Herausgeber (Issuing Party) selbst digitale Nachweise zu Vertragsdaten, Tarifen oder Nutzungsberechtigungen ausstellen. Damit wird die Wallet nicht nur zu einem Werkzeug der Verwaltung, sondern auch zu einem Schlüssel für sichere und nutzerfreundliche Services in der kommunalen Daseinsvorsorge.

Ziel der Studie
Die NEGZ-Kurzstudie verfolgt das Ziel, kommunale Verwaltungen systematisch auf die bevorstehende Einführung der EUDI Wallet vorzubereiten. Sie möchte aufzeigen, wie sich digitale Nachweise strategisch auswählen, technisch integrieren und organisatorisch verankern lassen. Dabei stehen zwei Kernfragen im Fokus: Welche Nachweise sind besonders relevant für Bürger:innen und Verwaltungsprozesse? Und: Wie lassen sich diese so in kommunale IT-Architekturen, dass sie skalierbar, sicher und interoperabel nutzbar sind?

Hierzu werden zwei digitale Nachweise identifiziert, die sowohl eine hohe Wiederverwendbarkeit als auch eine konkrete Verwaltungsrelevanz besitzen. In der anschließenden Tiefenanalyse werden diese unter organisatorischen, rechtlichen, technischen und nutzerzentrierten Gesichtspunkten betrachtet – mit dem Ziel, praktikable Handlungsempfehlungen und Implementierungsschritte für Kommunen und Bund zu entwickeln.

Vorgehen und Methodik
Im Rahmen eines Kick-off-Workshops mit unseren Modellkommunen haben wir eine erste Auswahl potenzieller Nachweise diskutiert. Anhand festgelegter Bewertungskriterien (z. B. Wiederverwendbarkeit, Verwaltungsrelevanz, Interoperabilität) werden nun zwei zentrale Nachweise identifiziert und vertieft analysiert. Es folgt ein strukturierter Ist-Soll-Vergleich: Wie wird der Nachweis heute verarbeitet – und wie könnte er in Zukunft als verifizierbares Credential (VC) in einer Wallet integriert werden? Die Analyse berücksichtigt auch die Integration in urbane Datenplattformen und Open-Source-Infrastrukturen wie CIVITAS/CORE.

Warum ist das wichtig?
Die EUDI Wallet wird Realität – ob Kommunen darauf vorbereitet sind oder nicht. Ohne eine strategische Herangehensweise drohen Doppelstrukturen, technologische Insellösungen und neue Abhängigkeiten von proprietären Anbietern.

Stattdessen bietet die Wallet die Chance, digitale Nachweise als Teil eines modernen, vernetzten Verwaltungsökosystems zu denken – mit hohem Potenzial für Prozessautomatisierung, digitale Teilhabe und interkommunale Zusammenarbeit.

Insbesondere in Verbindung mit offenen Architekturen, standardisierten Schnittstellen, Open-Source-Technologien und urbanen Datenplattformen, wie CIVITAS/CORE, lassen sich digitale Nachweise modular, sicher und wiederverwendbar in kommunale Prozesse integrieren – und so ein echter Mehrwert für Bürger:innen und Verwaltung erzeugen.

Ausblick
Die Ergebnisse der Kurzstudie werden nach Abschluss der Analysephase voraussichtlich bis Ende 2025 öffentlich zugänglich gemacht. Nachgelagert sind weiterführende Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angedacht – als Grundlage für Pilotprojekte, Prototypen und die Entwicklung eines nachhaltigen Wallet-Ökosystems.