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SWO Sensorspaziergänge

Sensorspaziergänge – Interview mit Martin Kuppelmayer, Leuter IoT und Urban Data bei der SWO Netz GmbH

Seit 2021 wird die Stadt Osnabrück im Rahmen des Modellprogramms Smart Cities des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert, um Digitalisierung in der Stadt und Region im Sinne einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung zu gestalten. Mit dabei sind die Stadtwerken Osnabrück AG und die SWO Netz GmbH als Umsetzungspartner, die unter anderem ihre Expertise im Sachen IoT und urbane Datenplattform in das Projekt einbringen. Lange, bevor die Idee zum Förderprojekt „Smart City Osnabrück“ entstand, haben sie das Potenzial von Smart City Lösungen für die intelligente Vernetzung der kommunalen Infrastrukturen erkannt und neben einem energieeffizienten und reichweitenstarken LoRaWAN-Funknetz zahlreiche Anwendungsfälle realisiert. – Vom Smart Parking über Pegel- und Raumklima-Messungen hin zu Fernüberwachung verschiedener Komponenten des eigenen Verteilnetzes.

Anstatt die Digitalisierung im „im stillen Kämmerlein“ voranzutreiben, setzt die SWO Netz im Rahmen des Förderprojektes auf Transparenz und Anschaulichkeit für Bürgerinnen und Bürger. Bei „Smart-City-Erlebnistouren“ können Interessierte nun im Rahmen von smarten Stadtführungen spannende Einblicke in die Smart City Osnabrück sammeln und vielfältige praktische Anwendungsfälle des Internets der Dinge in der eigenen Stadt kennenlernen – und das garantiert „powerpointfrei“.

Mit Martin Kuppelmayr, Leiter IoT und Urban Data bei der SWO Netz GmbH, sprechen wir heute darüber, was es mit den Sensorspaziergängen auf sich hat und wie diese dazu beitragen sollen, Smart City und IoT mit Leben zu füllen.

Wie ist die Idee entstanden, Sensorik mithilfe eines Spaziergangs erlebbar zu machen und welches Ziel verbindet ihr damit?

„Digitale Zwillinge“; „IoT“; „Smart Devices“; „Use Cases“; „Urbane Datenplattformen“- Die Begriffe, die im Kontext Smart City genutzt werden, sind für viele „nicht Tekkis“ oft abstrakt und wenig greifbar. Wir haben in den letzten Jahren viele öffentliche Vorträge zu diesen Themen gehalten und schauten nicht selten in Gesichtern mit Fragezeichen. „Was ist ein digitaler Zwilling und wofür brauche ich den?“ Oftmals fühlten wir uns als lebendiges „Langenscheid-Buch“, als Übersetzungsmedium zwischen dem Alltag und der Erlebniswelt von Bürger:innen und dem, was wir im Smart City-Kontext tun und vorhaben.
Zudem wurden wir manchmal in die „Jugend forscht“ Schublade getan, dabei geht es heute gar nicht mehr um die Erfindung und Entwicklung von Smart City Use Cases, vielmehr sind wir in vielen Anwendungsfällen mitten in der Skalierung. Wir wollen zeigen, dass Smart City-Vorhaben nichts Abstraktes, Theoretisches sind, sondern schon heute im öffentlichen Raum sichtbar sind und Nutzen stiften. Wir haben das Ziel, „Smart City“ in diesem Spaziergang erlebbar zu machen.

Wer sind die Hauptzielgruppen dieser Spaziergänge? Gibt es Unterschiede im Interesse zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen oder politischen Akteuren?

Das grundsätzliche Interesse bei den Zielgruppen ist ähnlich, auch wenn durch einzelne Smart City Anwendungsfälle unterschiedliche und mehr oder weniger schwere Probleme der Zielgruppen gelöst werden. Wenn wir zum Beispiel den Anwendungsfall der smarten Verkehrszählung live zeigen, dann fragen die politischen Akteure nach möglichen Verbesserungen bei der Verkehrsführung durch datenbasierte Entscheidungen bei der Neugestaltung von Fahrradwegen und Kreuzungen. Unternehmen interessieren sich in diesem Zusammenhang für das Thema City-Logistik. Wie kann ich durch mehr Daten und Informationen den (An-)Lieferverkehr optimieren und wie bekomme ich die Fußgängerzone frei vom Lieferverkehr am Vormittag? Bürger:innen interessieren sich für diese Verkehrsdaten, weil sie politische Entscheidungen beim Thema Verkehrswende besser begleiten und sich durch zusätzliche Informationen beteiligen können.   

Wie nehmen die Bürger die Sensorik im Stadtbild wahr und wie reagieren sie auf die zunehmende Digitalisierung des urbanen Raums?

Zugegebenermaßen: Als wir die ersten Parkplatzsensoren im Stadtgebiet gut sichtbar auf den Parkplätzen für Menschen mit Behinderungen verteilten, gab es einen Zeitungsartikel in der NOZ „Was klebt da auf der Straße in der Innenstadt?“. Wir haben gelernt, dass wir proaktiv über die Umsetzung von Smart City Maßnahmen berichten, gerade wenn Sie im Stadtbild gut sichtbar sind. Oftmals geht es auch um Ängste, die genommen werden wollen. Filmt die Kamera an der Kreuzung auch meine Geschwindigkeit oder erfasst sie, wer im Auto sitzt? (Nein, beides tut sie nicht). Oftmals gibt es auch Ängste vor der Transparenz, die um Dinge entsteht. Es kann auch ein Handlungsdruck in z. B. der städtischen Verwaltung entstehen, ohne dass vorab für eine gewisse Handlungsfähigkeit gesorgt wurde oder wird. Das sollte optimalerweise immer Hand in Hand gehen.

Inwiefern können Bürgerinnen und Bürger selbst auf durch die Sensoren gewonnene Daten zugreifen oder davon profitieren?

Durch einen Ratsbeschluss sind alle Daten öffentlich zugänglich, solange keine Gesetze (z. B: DSGVO) oder Aspekte des Umgangs mit Daten der kritischen Infrastruktur dagegensprechen. Hierfür haben wir ein öffentlich zugängliches Datenportal geschaffen, was sowohl eine API als auch ein „Datenschaufenster“ enthält. (https://datenplattform.osnabrueck.de/)

Gab es bereits bestimmte Stationen während des Spaziergangs, die Teilnehmende besonders beeindruckt oder überrascht haben? Wenn ja, welche und warum?

Der Moment, als wir die Straßenbeleuchtung an einem städtischen Park mit dem Handy gesteuert haben, kam schon ziemlich gut an.

Wird es in Zukunft häufiger solche Veranstaltungen geben, um die Bürgerinnen und Bürger stärker in das Projekt und darüber hinaus in die Weiterentwicklung der IoT-Infrastrukturen einzubeziehen?

Eine feste Veranstaltungsreihe gibt es noch nicht, aber wer weiß, die Wege von einem Smart City-Anwendungsfall zum nächsten werden ja immer kürzer, sodass man sicherlich auch mal eine kleinere Stadtführung planen kann, etwa in einzelnen Stadtteilen.

Was sind die nächsten Schritte im Rahmen des Smart City-Projekts und wie planen Sie, die IoT-Themen im Projekt weiter voranzutreiben?

Wie auch schon eingangs angeschnitten: Es geht heute nicht mehr darum, ob etwas „geht“, sondern vielmehr darum, wie ich mit den Fragestellungen umgehe, die eine notwendige Verstetigung von Themen mit sich bringt. Wie organisiere ich die Skalierung von Anwendungsfällen, damit ich nicht nur eine Stadt voller Leuchttürme schaffe? Wie stelle ich den dauerhaften Betrieb sicher? Wie sorge ich dafür, dass das Thema Daten bei der Beschaffung von Software z. B. immer mitgedacht wird – Stichwort: kommunale Datenhoheit? Ich nehme mal kurz die Säge in die Hand: Im Grunde müssen wir es die kommenden Jahre schaffen, uns selbst (gemeint sind die Treiber von Smart City Themen) überflüssig zu machen. Nur wenn die Technik, das Mindset und der richtige Umgang mit Daten in der „Linie“ von kommunalen Gebietskörperschaften und kommunalen Unternehmen, in den Ablaufprozessen und in der Kultur verankert sind, wird eine Stadt intelligent sein. – und noch sind wir nicht auf Job-Suche.

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